In den Beschwerdebriefen des DC-Führers Matthes finden sich Hinweise, daß die deutschchristliche Anhängerschaft in Emmaus - Matthes behauptet 65% -"infolge der Einstellung der Pfarrer unsere Kirche meidet und die Gottesdienste in den Nachbargemeinden besucht". Dies traf sicher zu. Ob zu 65% darf bezweifelt werden. Diese Gemeindeglieder hatten dabei reichlich Auswahl, denn mit Ausnahme von Emmaus waren sämtliche Nachbargemeinden deutsch-christlich dominiert. Unter der Rubrik "Aus der Bewegung" der Groß-Berliner Beilage des DC-Blattes "Evangelium im Dritten Reich" finden sich nahezu in jeder Ausgabe euphorische Berichte über dort laufende Veranstaltungen und Vorträge. Der so sehr für Emmaus herbeigesehnte Pfarrer Holland aus Martha hielt allein sieben Vorträge über Hitlers "Mein Kampf", in Ölberg konnte man von Pfarrer Hoffmann etwas über "Deutsche Christen und Judenfrage" erfahren oder über die "Lichtnaturen und Heldengestalten der alten Germanen" .
Von der DC-Gruppe Emmaus ist nur ganz selten etwas zu lesen, und auch davon stammt das meiste aus dem Jahr ihres Aufschwungs 1933. Wahrscheinlich haben sich ihre Mitglieder notgedrungen den Gruppen der Nachbargemeinden angeschlossen. In der Ausgabe vom 3. September 1933 kann zum Beispiel einmal berichtet werden: "Bei der stattgefundenen Gedenkfeier unseres auf dem Lausitzer Platz von Kommunisten ermordeten Pg. Hans Hoffmann wirkte auch der Bläserchor durch ein Kirchturm-Trauerkonzert mit. Das Lied 'Ich hatte einen Kameraden' Ieitete die Feier ein; am Schlusse sang nach den Klängen des Chores die Menge das ,Horst-Wessel-Lied'." Als die Ölberg-Gemeinde am 1. März 1936 ihr fünfundzwanzigjähriges Gemeindejubiläum feierte, ist in dem Bericht im "Evangelium im Dritten Reich" an keiner Stelle die Rede von den Emmaus-Pfarrern. Nur der Posaunenchor von Emmaus spielte, ist zu erfahren. Wenn denn die Pfarrer überhaupt eingeladen und bei der Feier dabei waren, dann nur als stumme Gäste. Liturgie und Festpredigt hielten die bewährten DC-Pfarrer aus Tabor, Simeon und natürlich Ölberg. Ungewöhnlich genug, wenn man sich erinnert, daß Emmaus die Muttergemeinde ist. Die Fraktion der Positiven versuchte nach Kräften das Eindringen nationalsozialistischer Weihespiele in die Emmaus-Kirche zu verhindern. In der Fraktionssitzung vom 21.4.1933 ist zu lesen: "Bei gemeinschaftlichem Kirchgang der Deut. Chr. sollen die Uniformierten die 1. Empore benützen." Am 20.10.1933: "Falls seitens der Dtsch. Christen ein Antrag gestellt werden sollte auf Einrichtung von Gottesdiensten, in denen Pfarrer der Dtsch. Christen predigen, so soll der Antrag von unserer Gruppe abgelehnt werden." Oder am 6.2.1935: "Ein eventl. Antrag der D.C. auf Bewilligung der Kirche zu einem vom Reichsbischof abzuhaltenden Gottesdienst ist abzulehnen."
In Emmaus bekam man zu spüren, daß man auf einsamem Posten stand. Wiederholt wurden die Kirchenfenster mit Steinen eingeworfen. Das Deutsche Jungvolk machte sich einen Spaß daraus. Der Schaden war so beträchtlich, daß der Gemeindekirchenrat sich an die Polizei um Hilfe wenden mußte.