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Christus ist das Licht

Zur Feier der Osternacht

Vielen Jahre lang haben wir jedes Jahr die Osternacht gefeiert. Beginn war jeweils um 23 Uhr; das Ende manchmal gegen 0.30 Uhr, manchmal aber auch ein gemeinsames Frühstück zum Sonnenaufgang (1996-2001).
Zum weiteren Verständnis dieser Art von Feier hier einige Anmerkungen von unserem Kantor, Ingo Schulz.


Ein Mönch

"Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag." So steht es in der Schöpfungsgeschichte, und so ist es Tradition seit langer Zeit. Nicht aus Morgen und Abend, wie wir heute spontan sagen würden. Aus Abend und Morgen, d.h. der Tag beginnt abends. Dies ist auch die Erklärung für so Manches, was den meisten von uns - spätestens bei einer Nachfrage - unklar ist. Warum läuten die Glocken am Sonnabend um 18 Uhr? Warum feiern wir Heiligabend, wo doch Weihnachten erst am 25.12. ist? Warum feiern wir die Osternacht?
Im liturgischen Zeitablauf beginnt dann der Neue Tag; nach alter jüdischer Tradition bei Sonnenuntergang, nach heutigem Gebrauch meist um 18 Uhr. So ist es auch jeweils nur die halbe Wahrheit, wenn wir von Karsamstag oder Ostersonnabend reden. Es ist auf unseren "weltlichen Tag" bezogen beides richtig.

Seit alter Zeit begeht die Kirche das Oster- und das Weihnachtsfest mit nächtlichen Feiern.
Der Weihnachts-Nachtgottesdienst ist seit dem 4. Jahrhundert - ausgehend von Jerusalem - verbreitet worden; die Feier der Osternacht geht noch weiter zurück und gilt als der Ursprung aller nächtlichen Gottesdienste der Christenheit, die später unter dem Namen "Vigilien" einen festen Platz in der Ordnung des Tages fanden.
Nun hat es den Anschein, als ob die reformatorische Kirche nur eine der nächtlichen Feiern - das Weihnachtsfest - übernommen hätte. Und in der Tat, die Christnacht ist schon immer in großem Umfang, mit viel altem Brauchtum verbunden, gefeiert worden. Eine Tatsache, die den Kirchenbehörden nicht immer recht war. So finden wir in einem Edikt der Hannoverschen Kirche aus dem Jahre 1734: "... so setzen und ordnen wir aus landesherrlicher Macht hiermit, daß die sogenannte Christ-Mette des Abends oder der Nacht vor dem 1. Weihnachtsfest, unter welchem Vorwand es immer sein möge, weiter nicht gehalten und mit und neben solcher Christmette alles Geläute, Gesänge, choral- und instrumental-Music und andere etwannige Kirchenzeremonien, welche am Weihnachtsabend oder in der Christnacht in der Kirche, auf dem Chor oder gar mit Nachtschwärmereien auf den Gassen vorgenommen werden ..., forthin gänzlich eingestellt sein sollen..." Ein solches Verbot hatte natürlich keinen Erfolg, aber es wird so doch klar, daß an eine Feier der weniger volkstümlichen Osternacht in dieser Zeit nicht zu denken war.
Und doch hat die frühe lutherische Kirche die Osternacht gefeiert. Es wurden alle Stücke aus der Feier ausgeschieden, die den alten Kern bildeten, aber als unevangelisch galten, so die Segnung des Feuers, die Kerzenweihe, die Wasserweihe und die Anrufung der Heiligen. An diese Stelle trat die vollständige Lesung des Osterevangeliums. Während man für den Vortrag der Passionsgeschichte die alten, vorreformatorischen Töne übernahm, gab es für das Osterevangelium keine Vorbilder. So schuf man eine neue, festliche Tonfolge - oder wie man im liturgischen Sprachgebrauch sagt - einen neuen Ton.
So war die alte Feier der Osternacht in neuer Form in die reformatorische Kirche zurückgekehrt; wobei das Neue gleichzeitig das Alte war, denn mindestens bis ins 5. Jahrhundert war die Lesung der Ostergeschichte zentraler Bestandteil der Osternachtsfeier.

In diesem Jahrhundert gab es verstärkt Bemühungen, die weitgehend vergessene Feier der Osternacht wieder zu beleben. Nach guten Ergebnissen, vor allem im Hannoveraner Raum seit den 30er Jahren (also weit früher als die Neuordnung der Osternacht in der römisch-katholischen Kirche 1951), wurden Vorschläge zum Ablauf solcher Feiern veröffentlicht, die sehr schnell aufgenommen wurden. Die bis dahin den meisten Menschen unbekannte Art des Gottesdienstes verbreitete sich schnell und ist in vielen Gemeinden schon zur Tradition geworden.

Nachdem wir die Osternacht mehrere Jahre eng angelehnt an oben erwähnte Vorschläge gehalten haben, gab es 1996 bei uns erstmals eine Feier, die sich über die ganze Nacht erstreckte.
Das Grundgerüst dafür haben wir natürlich der Tradition entlehnt. So fanden sich vom Ruf "Christus ist das Licht" über die prophetischen Lesungen bis zu Taufe und Abendmahl alle Elemente der "klassischen Osternacht". Wir haben die Feier erweitert um weitere Lesungen, um Musik verschiedenster Ausrichtungen (Gregorianik, Chor, Orgel, Gongs, Klavier) und um einen ganz wesentlichen Bestandteil, der bei uns in den christlichen Kirchen so oft fehlt, um die Stille. Zwischen Texten und Musik war viel Zeit zum Nachdenken, zum Innehalten, zum Meditieren. Es gab außer den - ja etwas unbequemen - Kirchenbänken Sitzkissen und Meditationshocker, auch Möglichkeiten zum Liegen waren vorhanden. Im Foyer der Kirche gab es Getränke, eine Suppe und Kleinigkeiten, um sich zu stärken, so war bei aller Stille und bei allem gemeinsamen Zusammensein immer Bewegung da, Menschen konnten kommen und gehen, einige gingen nach Haus, andere kamen frühmorgens neu dazu.
Den Abschluß bildete dann die Feier des Abendmahls, das in ein gemeinsames Frühstück überging.
2002 haben wir uns wieder für eine kürzere Feier entschieden. Nach einem Gottesdienst von 23.00 Uhr bis 0.45 Uhr haben wir noch gemeinsam einen Sekt getrunken, und uns dann erst zum Familiengottesdienst um 11.00 Uhr wieder getroffen.

In den letzten Jahren wir die Osternacht nicht mehr selbst gestaltet, sondern unsere "Gottesdienstgäste", die HuK, hat um 22:00 Uhr einen ökumenischen Gottesdienst in der Emmaus-Kirche gefeiert, zu dem wir herzlich einladen.
Die ganz aktuellen Planungen entnehmen Sie bitte dem Veranstaltungskalender.